KOVAC ÜBER ROBBERY: „DIE BEIDEN SIND WELTKLASSE!“

Der Heilige Jupp – dies nur zur Erinnerung – schaffte im Vorjahr NICHT das Triple. Und auch nicht das Double. Sondern lediglich das EINTEL. Den Meistertitel. Und Niko Kovac nun?

FC Bayern – Hannover 96 | 3:1 (2:0)

München, Allianz Arena, 04.05.2019

FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.

(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)

Die aktuelle FC Bayern-Kolumne
von Jupp Suttner

Weiß man noch nicht. Denn zwischen Double und Nulltel ist weiterhin alles möglich. Zwar liegen seine Jungs nach dem 3:1-Sieg über Hannover und dem 2:2-Remis der Dortmunder in Bremen nun bereits vier Punkte vorne. Und benötigen dank der weitaus besseren Tordifferenz lediglich noch zwei Zähler, um die Meisterschale in die Höhe stemmen zu dürfen.

Aber: Noch sind in den beiden letzten Bundesligaspielen der Saison sechs Zähler zu vergeben! Außerdem gibt es im Fußball nichts, was es nicht gibt. Ein Umstand, der die Motivation der Massen bildet, das Kickspiel so überaus fasziniert zu verfolgen: „Weil se net wisse, wie’s ausgeht“, hat Sepp Herberger im letzten Jahrhundert auf die Frage geantwortet, warum die Leute denn so verrückt seien und ins Stadion rennen würden.

Nun – bei Bayern gegen Hannover konnte man es zumindest zu 99,9 % wissen, wie es ausgehen würde. Ein Münchner Sieg galt als so selbstverständlich, dass die meisten Wettanbieter nur eine Quote von 1:1,05 offerierten. Wer also 100 Euro auf einen FCB-Triumph setzte, konnte höchstens mit einem Gewinn von 5 Euro rechnen. Da spuckt jeder einarmige Bandit mehr aus.

Dementsprechend lief auch das Match. Der FC Bayern führte 2:0 (27. Lewandowski, 40. Goretzka) und besaß drei bis vier Chancen zum 3:0, so dass die Freaks sich bereits ein 4:0 und 5:0 und 6:0 ausmalten – sowie die Einwechslung von Robbery. Denn dann wäre die Partie ja bereits gelaufen und es könnte selbst mit den Senioren im Team nichts mehr schief gehen.

Doch dann folgte in der 50. Minute ein skurril-fragwürdiger Video-Handelfmeter gegen den Gastgeber, was dem vier Minuten zuvor eingewechselten 96er Jonathas zwar die Ehre des Anschlusstreffers einbrachte – jedoch auch eine Gelbe Karte: weil er beim Gerangel um den bereits verwandelten Ball Bayern-Keeper Ulreich in die Maschen des Tornetzes bugsierte.

An und für sich keine Tragik – wenn Cristian de Jesus Jonathas, im Team kurz „Johnny“ genannt, nicht fünf Minuten darauf ein halbhalb-Kartenwürdiges Foul begangen und damit Gelbrot geerntet hätte. Ein kurzer, aber prägnanter 9-Minuten-Auftritt für den 30jährigen brasilianischen 1,90 m-Bullen. Der FCB lief fortan zwar keinerlei Gefahr, auch noch das 2:2 zu kassieren, aber ein klein wenig Beklemmung waberte dennoch über der Arena, denn man weiß ja nie und weiß nur eines: Dass es im Fußball nichts gibt, was… siehe oben.

Trotz des nur Ein-Tor-Vorsprungs brachte Kovac in der 71. Minute Ribéry (36) für Gnabry – und als der zwölf Minuten lang mit Sprechgesängen („Froooooonk Ri-i-i-bery…“) gefeierte Franzose nach eben jenen zwölf Minuten das erlösende 3:1 schaffte – kam in der 86. Minute Arjen Robben (35) ins Match, der nur sieben Minuten lang besungen („Der Arjen hats gemacht“) wurde – weil dann der Schiedsrichter abpfiff.

Vielleicht erhält am letzten Spieltag in zwei Wochen in der Allianz Arena gegen Eintracht Frankfurt Robben zwölf Minuten musikalische Huldigung und Ribéry dann nur sieben. Der dritte eingewechselte Oldie – Rafinha (33), 88. Minute – erhielt gar keinen Gesang, aber starken Beifall: Der Brasilianer bestritt mit dem Kurzeinsatz sein 500. Spiel, seit er in Europa gegen Ball und Bein tritt.

„Das war ein sehr emotionaler Moment für mich“, so Robben, „nach dieser schwierigen Zeit. Aber heute waren 75 000 Leute im Stadion – und jeder einzelne hat seine Probleme.“ Wobei manche dieser Sorgen bestimmt bedeutender seien als die seinen. „Für mich“, so der Niederländer, „gibt es heute nur ein Wort: Dankbarkeit. Und was die letzten drei Saisonspiele betrifft, möchte ich nur sagen: Da geht schon noch was. Ich will nicht auf den Platz, um den Fans zu winken.“

Sondern um zu spielen.

Zählen Rib & Rob damit ab sofort wieder zur Startelf? Oder befinden sie sich zumindest als heiße Joker auf der Bank und kommen „garantiert“ zum Einsatz? „Ich kann niemand etwas garantieren“, so Kovac in der Pressekonferenz hinterher auf eine dementsprechende Journalistenfrage, „das hängt alles vom Spielverlauf ab. Wenn wir den Eindruck haben, dass die älteren Spieler uns helfen können, dann bringen wir sie auch.“

Denn, so Kovac:

„ICH war nur INTERNATIONALE Klasse. Die beiden jedoch sind WELTklasse…“

Jupp Suttner

DING (super): Pizarro! Weil der Ex-Bayer mit seinem 1:2-Anschlusstreffer und überhaupt seiner Präsenz Werder Bremen auf die richtige Spur gegen Dortmund brachte. Ein FCB-Sieg nächsten Samstag in Leipzig – und München ist Meister.

DANG (auch nicht schlecht): Dass Ribéry ein Tor schoss und Robben mitkickte.

DOOOOOONG (beruhigend): Dass dem FC Bayern dank der besseren Tordifferenz sogar zwei matte Remis zum Titel genügen.

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