FC Bayern – SC Freiburg 1:1 (0:0)
03.11.18
München, 03.11.18
Die argentinische Trainer-Legende César Luis Menotti (80) vertrat dieser Tage die Meinung: „Der Ball kann am Fuß und im Kopf einiger Spieler zum Kunstwerk werden.“ Nun, die deutsche Fußball-Legende FC Bayern (118) trug in eben jenen diesen Tagen nur wenige Aktionen vor, die als Kunst bezeichnet werden könnten. Am ehesten vielleicht noch der Kopfbeitrag des Münchner Abwehrspielers Rafinha, der sich zu Halloween als Scheich mit Bombe und Zündschnur in der Hand verkleidete und sein FC Bayern, der so gerne Trainingslager im arabischen Raum bucht, dies erst mit einem Tag Verspätung von seinen sozialen Kanälen entfernte. Wie gut, dass Digital-Hasser Hoeneß das wohl nie zu Gesicht bekam, denn er hätte es vermutlich als Scheißdreck bezeichnet, einem Ausdruck aus der Dreckskunstwelt.
Wie der Bayern-Präsident das Projekt namens „89. Minute“ benennt, möchten wir uns lieber nicht ausmalen.
Die 89. Minute war früher jene Minute, dem der Begriff „Dusel-Bayern“ entsprang – irgendein Zufalls-Siegestreffer des FCB in der vorletzten Minute.
2018 jedoch, so der Kunsthandwerker Niko Kovac:
„Gegen Augsburg 89., heute gegen Freiburg 89.“ Jeweils den Ausgleichstreffer zum 1:1 kassiert. Fazit am Samstag: „Wir haben geführt – und wir müssen gewinnen. Das dürfen wir uns als FC Bayern nicht mehr nehmen lassen.“ Hat man aber. Und zwar deshalb, weil man keinen Flankengott besitzt. Hinten. Einen, der entweder keine Flanken zulässt. Oder der dafür sorgt, dass in den eigenen Strafraum gezirkelte Flanken zu keinen Gegentreffern führen. Denn dieser göttlichen Absenz geschuldet kassierte der FCB in den letzten Wochen ein Flanke-Schuss-Tor nach dem anderen.
Freiburgs Trainer Christian Streich, an diesem Tag in Besitz eines Flankengottes VORNE (Christian Günter, 89.) und einem ganzen Rudel von Flankengöttleins hinten (den Bayern gelang kein Flanken-Tor) war sich hinterher bewusst: „Wir hatten das nötige Glück. Aber es ist halt nicht einfach, uns zu bespielen, denn unsere Jungs laufen wie verrückt.“
Am Ende der Pressekonferenz beantwortete Niko Kovac eine Frage mit einem einzigen Wort: „Nichts.“ Die Frage eines Journalisten hatte gelautet, was er denn davon halte, dass Thomas Müllers Ehefrau Lisa in etwa der 71. Minute, als ihr Mann eingewechselt wurde, auf Instagram über den Bayern-Coach postete bzw. pestete: „MEHR ALS 70 MIN BIS DER MAL EINEN GEISTESBLITZ HAT.“ Während Gatte Thomas ihre Aktion nicht gerade in den Rang eines Geistesblitzes erhob und nach Spielschluss zum Ausdruck gab, dass er das nicht gerade super finde. Aber: „Sie liebt mich halt – was soll ich machen…“
Lisa Müller zündete nach Rafinha die zweite Digital-Bombe dieser Woche. Doch der Kroate Kovac explodierte nicht etwa darob, sondern lächelte lediglich spöttisch sanft. Große Kunst, diese Beherrschung! César Luis Menotti jedenfalls wird ganz tief den Hut ziehen, so er von Kovac’ Zen-artiger Gelassenheit erfährt. Doch bei sich denken: „Aber nützen wird es ihm nichts…“
Jupp Suttner
DING (super): Dass mit Gnabry einem der wenigen jungen Wilden beim FCB ein Tor gelang.
DANG (auch nicht schlecht): Dass Spielerfrauen – wie Lisa Müller – fest zu ihrem Mann stehen.
DOOOOOONG (beruhigend): Dass nicht Niko Kovac’ Frau Kristina auf Lisa Müllers Post zurückgepestet und einen Zickenkrieg entbrannt hat.
FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.
(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)
Die aktuelle FC Bayern-Kolumne
von Jupp Suttner