Mittwoch. 26. Oktober 2016. DFB-Pokal. FC Bayern gegen FC Augsburg.
Zwei Stunden vor dem Spiel. Drei Bayern-Fans diskutieren bei vier bis fünf Aufwärm-Bierchen die Lage ihres FCB. Die Lage auf der rechten Außenposition. Hinten. Die Lage von Lahm. Und es ist nichts Gutes, was sie über den Weltmeister zu Protokoll geben. Dass er jetzt allmählich wirklich lahm werde. Dass er bei Kontern des Gegners überrannt werde wie ein Pandabärchen von einem Jaguar. Dass er bald von Kimmich verdrängt werde. Dass man den Herthaner Mitchell Weiser bei Bayern hätte halten sollen. Dass Rafinha wenigstens schnell sei im Gegensatz zum Münchner Kapitän. „Lahmen est omen“, kalauert einer. Fans sind so grausam wie Kinder. Und bisweilen ist nicht Facebook, sondern immer noch die Kneipe ihr soziales Medium.
FC Bayern – FC Augsburg
3 : 1 (2:0)
26.10.2016
Dann wenden sie sich der linken Seite zu. Alaba. Ja mei. Das EM-Desaster mit den Ösis. Dass sie ihn in Österreich nun richtig schimpfen würden. Und zwar zu Recht. Er fabriziere zu viele Fehler inzwischen nicht nur im Nationalmannschaftstrikot, sondern auch bei seinem Club. Würde wohl zu intensiv das Nachtleben genießen. Dass er mit seinen 24 Jahren irgendwie halt nicht mehr der alte sei. Am besten verkaufen, um noch rasch einen Riesen-Patzen an Millionen aus ihm zu erlösen.
Und so weiter.
Zwei Stunden und zwei Minuten später:
Lahm erzielt mit einem grandiosen Schuss von rechts das 1:0 für den FC Bayern.
90 Minuten darauf:
Alaba erzielt mit einem grandiosen Schuss von links das endgültig den Münchner Sieg sichernde 3:1.
Die Reaktion der drei von der Biertankstelle? Liegt leider nicht vor. Doch sie ist leicht zu erraten. Dass man Philipp und David (sie werden wieder mit Vornamen aufgeführt) nur mal ordentlich habe tadeln müssen – und schon habe es wieder prima geklappt mit den beiden.
Aber vielleicht haben die drei in Wirklichkeit etwas ganz anderes gesagt. Doch niemand hat es verstanden. Denn sie waren inzwischen ja bereits bei den Bierchen sechs, sieben und acht während des Spiels sowie neun, zehn und elf während der Cooldown-Phase angelangt.
Früher, keine Frage, hätte man sie zu diesem Zeitpunkt noch mühelos verstanden. Doch nicht nur Spieler, sondern auch Fans sind vielfach nicht mehr die alten. Und sollten spätestens dann verkauft werden. Ehe sie von den Spielern ausgepfiffen werden.
Jupp Suttner
DING (super): Lahms Tor – das die SZ als „Messi-Tor“ bezeichnete.
DANG (auch nicht schlecht): Dass trotz Riesen-Rotation (acht neue Spieler gegenüber letzter Partie) ein fast müheloser Sieg gegen Augsburg gelang.
DOOOOOONG (beruhigend): Dass auf der Ersatzbank noch Super-Offensiver wie Robben, Lewandwoski und Costa saßen – an jenem Mittwoch der vielleicht beste „zweite Sturm“ der Welt.
FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.
(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)
Die aktuelle
FC Bayern-Kolumne
von Jupp Suttner
Abdruck dieser Story auf anderen Websites, Print- oder sonstigen Medien nur gegen Honorar. Bitte setzen Sie sich bei Interesse direkt mit dem Autor in Verbindung:
JSuttner@aol.com