Ding. Dang. Dong. LAUTER TRAURIGE GESTALTEN

FC Bayern – Real Madrid 1:2 (1:1) 

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München, 25.04.2018

Und dann begann es auch noch zu regnen, als die Menschen die Arena verließen und zur U-Bahn trotteten. Schweigend größtenteils, wie eine Viehherde auf dem Weg in das Aus.

In das Aus im Halbfinale.

Nächsten Dienstag, drückten die hängenden Schultern, nicht nur aus Regenschutzgründen gesenkten Häupter und jegliche federnde Dynamik vermissen lassenden Gangwerke aus, nächsten Dienstag beim Rückspiel in Madrid, wird es zu Ende sein mit dem Juppiple, dem Heynckes-Triple 2018.

„Natürlich kann man ein 1:2 noch aufholen“, gab einer mit gedämpfter Stimme den beiden mitreisenden Freunden in der U-Bahn kund. „Aber gegen DIESES Real?“ Mit dessen Kompaktheit, die doch keinerlei Durchkommen ermögliche, sei ein Wunder fast unmöglich.

„Schmarrn“, erwiderte einer, „wir hätten den Chancen nach 4:1 gewinnen müssen! Da kommst schon in den Strafraum ‘rein bei denen, das sind keine Übermenschen!“

„Und das“, meinte der Dritte der Gruppe, „obwohl bei uns nur drei in Normalform waren. Wisst ihr wer?“ Er musste Lehrer oder Trainer sein und die beiden anderen warteten gespannt auf sein Urteil, das nach einer wirkungsvollen Sprechpause verkündet wurde: „Der James, der Kimmich und der Ulreich!“

Außerdem wies er darauf hin, keine 15 Minuten nach Spielschluss, dass der Robben eine Muskelverhärtung und der Martinez eine Gehirnerschütterung erlitten hätten. „Hast des gegoogelt?“. Ja, hatte er. Aber was dem Boateng fehle, würden sie im Internet noch nicht wissen.

Eine seltsame Stimmung hat die U-Bahn-Masse befallen. Irgendwie hoffnungslos, was das Rückspiel betrifft – aber nicht VOLLKOMMEN hoffnungslos. Doch zum alles niederwalzenden „Mia san mia, des pack ma no“-Feeling fehlen Welten.

An der Haltestelle Odeonsplatz ertönt wie immer Klassische Musik – und dazu läuft auf dem Bildschirm gerade Ronaldos legendärer Fallrückzieher, integriert in einen Werbe-Spot von Sky. Ein hagerer Mann mit Bart und wirrem Strubbelhaar kramt in einem Abfallkübel. Er findet nichts und lässt nun ziemlich grimmig den Blick über die Menschen an der Bahnsteigkante gleiten. Dann sagt er: „Lauter traurige Gestalten.“

Ob er damit die Dirndl-Girlies meint, die vom Frühlingsfest auf der Theresienwiese kommen und dort wieder nicht die große Liebe gefunden haben oder die Rottrikot-Kerle, die in der Allianz Arena von ihrer großen Liebe FCB etwas enttäuscht wurden, führt er nicht näher aus. Sondern wendet sich dem nächsten Abfallkübel zu. Und dann dem übernächsten. Weiter, immer weiter. Nach dem Kübel ist vor dem Kübel. Als sei er Oliver Kahn.

So einen bräuchten die Bayern am nächsten Dienstag in Madrid. Aber vielleicht geht’s auch ohne. Freilich nur, wenn in der Kabine VOR dem Spiel eine andere Stimmung herrscht als in Münchens U-Bahnen NACH dem Spiel.

Jupp Suttner

DING (super): Dass das Juppiple zwar fast nicht mehr machbar erscheint – aber dass andererseits das Wörtchen „fast“ fast alle Möglichkeiten offen lässt.

DANG (auch nicht schlecht): Dass Robben und Marrtinez bis zum Rückspiel wieder fit sein sollen.

DOOOOOONG (beruhigend): Dass es in Rückspielen immer wieder Wunder gibt.

FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.

(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)

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