FC Bayern – Borussia Dortmund | 5:0 (4:0)
München, Allianz Arena, 06.04.2019
„Der Liebe wegen“, hauchte jener. Freilich nicht zu einer Frau. Was sein Herz eroberte, war vielmehr: „Der FC Bayern!“. Er hätte sich als Kind im Westen ja auch Schalke, Dortmund oder Bochum als Favoriten-Verein erwählen können. Doch er erkor sich eben den FCB im Süden. Und erlebte durch diese Entscheidung fürs Leben am Samstagfrühabend einen phänomenal feinen Liebesakt. 5:0 gegen den BVB, ein geradezu orgiastisches Erlebnis mit einem betörenden Ergebnis – auch in den Details:
FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.
(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)
Die aktuelle FC Bayern-Kolumne
von Jupp Suttner
24:4 Flanken, 22:4 Torschüsse, 11:1 Ecken, 59:41 % Ballbesitz, 55:45 % gewonnene Zweikämpfe, 579:411 Pässe. Und eben 5:0 Tore.
Der einzige Promi-Prophezeier, der mit seiner Voraussage diesem Resultat auch nur irgendwie nahe kam, war Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Er hatte mit einem bajuwarisch-Mia san mia-protzigem 4:0 einen Wahlkampf-Optimismus an den Tag gelegt, der jedem, der es hörte, nur ein mitleidiges Lächeln entrang – angesichts des mangelnden Söder-Sachverstandes auch in dieser Angelegenheit. Und manche dachten bei sich, dass man doch gar nicht so viel Kreuze im bayerischen Strafraum aufstellen und an das Manuel Neuer-Tor hängen würde können, um dieser teuflisch guten Dortmunder Prachtoffensive Herr zu werden.
Doch Söders 4:0-Optimismus wurde sogar noch um einen Treffer übertroffen. Und Borussias Trainer Lucien Favre anerkannte bei der Pressekonferenz hinterher mit seiner üblich leisen Stimme: „Das Fünfnull ist schwer zu verdauen. Aber verdient. Das war eine Lehrstunde.“
Wogegen Bayern-Coach Niko Kovac kein Veto einlegte: „Wir haben heute über 90 Minuten ein klasse Spiel gemacht, vor allem in der ersten Halbzeit. Wir haben den Gegner in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Dafür möchte ich der Mannschaft gratulieren. Der Sieg ist in dieser Höhe völlig verdient. Und das ist der Maßstab, den wir auch in den nächsten Spielen zeigen müssen.“
Vor allem „haben ALLE ZUSAMMEN gut verteidigt. Das begann vorne mit Müller und Lewy – und hatte seine Ursache auch in einer taktischen Umstellung: dass wir dieses Mal mit einem 6er und2 8ern spielten – dadurch haben wir den Gegner nie zur Ruhe kommen lassen.“
So wie ihm wiederum etwas nicht zur Ruhe kommen lässt, was seinen Job betrifft: „Wenn du gewinnst, hast du alles richtig gemacht. Wenn du verlierst, hast du alles falsch gemacht. Viele geben sich damit zufrieden – ICH nicht. Denn wir alle sind Menschen.“ Und er erhebe in dieser Funktion den Anspruch, was man nicht möchte, das einem angetan werde – solle man auch keinem anderen antun.
Womit er gleich zur großen Medienschelte überging, ausgelöst durch eine Journalisten-Frage zur BOA-Party, zu der Jerome Boateng ein paar Stunden nach Abpfiff geladen hatte. Der extrem geladene Kovac:
„Es geht nur noch um Nebensächlichkeiten. Es geht nur noch darum, hast du gewonnen oder verloren. Und das ärgert mich. Ich bin kein Moralapostel, aber wir müssen wieder klar kommen in unserem Leben!“
Versuchen wir, Herr Kovac, ehrlich.
Aber zuerst müssen das nun mal die Dortmunder schaffen.
Jupp Suttner
DING (super): Dass Bayern wieder Tabellenführer ist.
DANG (auch nicht schlecht): Dass Lewandowski sein 200. und 201. Bundesligator geschafft hat – wobei das 200. ein Meisterwerk aus Aufmerksamkeit, Schlauheit, Intuition und Akrobatik war.
DOOOOOONG (beruhigend): Dass man das Double nun aus völlig eigener Kraft schaffen kann – man muss nur alle acht Spiele (6 Bundesliga, 2 Pokal) gewinnen, dann kann niemand was dagegen machen.
Werner-Heisenberg-Allee 25, 80939 München, Deutschland