by Jupp Suttner
Z uerst hieß es stets: Die Bayern bringen gegen die Großen nichts zustande. Gemeint waren Liverpool, Ajax Amsterdam und das Dortmund der Hinrunde.
Dann hieß es: Die Bayern können nur gegen Große (als sie letzten Samstag Dortmund mit 5:0 abfertigten) – aber nicht gegen Kleine. (Wie Augsburg, Mainz, Düsseldorf etc., gegen die man in der Bundesliga Remis-Punkte liegen ließ.)
Fazit: Die Bayern können offensichtlich weder gegen Große noch gegen Kleine. Wie aber haben sie es dennoch geschafft, Bundesliga-Spitzenreiter zu werden? Ein wahres Mysterium. Vermutlich liegt es daran, dass die Münchner alle Mittleren besiegten.
Wie gut für den FCB, dass man nun am Sonntag nicht mehr gegen einen Kleinen antritt, sondern einen jetzt nun Mittleren: Fortuna Düsseldorf. 3:3 trennte man sich im legendären Hinrunden-Match in der Allianz Arena, als die Rheinländer noch zu den Abstiegskandidaten zählten. Inzwischen stehen sie als Tabellenzehnter da.
Jenes 3:3 im November fühlte sich elend bitter an für den FCB – und alle Bayern-Spieler, die da im Herbst 2018 die Partie verdaddelten, werden nun voller Revanche-Gelüste, Top-Motivation und Überfall-Gier es nicht erwarten können, dass auch dieses Mal wieder sechs Tore fallen. Doch davon nunmehr mindestens fünf für sie, die Mia san mia-Brusttrommler.
Was der Düsseldorfer an sich wohl nur mit einem „Och enä, em Läwe nit!“ kommentieren wird – einem „Nein, nie im Leben!
Schau ma meu – was das Leben am Sonntagnachmittag bringt…
Jupp Suttner
Und so lief es – wie Fussball-Stories.de damals berichtete – beim Hinspiel:
FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.
(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)
FC Bayern-Fortuna Düsseldorf 3:3 (2:1)
BAYERN SO BLÖD WIE DEUTSCHLAND
„Was ist der Unterschied zwischen Deutschland und Bayern? Sie sind gleich blöd!“ So das zornige Wochen-Fazit eines schnaubenden Münchner Fußball-Fans, der auf der Tribüne der Allianz Arena erregt und ungehemmt seinem Missmut freien Lauf gewährte.
„Am Montag“, schimpfte er, „wechselt der Löw die drei guten jungen Spieler aus – und die Alten schaffen es, das 2:0 zu vergeigen!“. So dass es gegen Holland nur ein 2:2 setzte.
Und am Samstag nun führte der FC Bayern 2:0 und 3:1 gegen Fortuna Düsseldorf – und schaffte dennoch nur ein 3:3. Ein Déjá-vu zum DFB. Nur dass Düsseldorf eigentlich nicht Holland ist. Sondern: „Eine Gurkentruppe, die man eigentlich aus dem Stadion schießen müsste!“. (Um ein letztes Mal den Wüterich auf der Tribüne zu zitieren.)
Doch der FCB schießt niemand mehr aus dem Stadion – das vierte Spiel hintereinander in der Allianz Arena ohne Sieg: neuer Rekord! „Sie können sich vorstellen“, wandte Bayern-Trainer Niko Kovac sich hinterher an die Journalisten, „wie ich mich innerlich fühle. Ich weiß nicht, ob es eine Steigerung von sauer gibt.“ Und wusste es dann doch: „ich bin SEHR sauer!“.
Denn:
„Dieses Spiel dürfen wir nie im Leben hergeben!“. Weil: „Levi“, also Lewandowski, „hatte einen Tausendprozenter auf dem Fuß“. Eine Chance, die in der 90. Minute den 4:2-Treffer ergeben hätte, ehe in der 92. dann der Düsseldorfer Ausgleich fiel. „Wenn ich die Chancen vorne nicht reinbringe“, so der Bayern-Trainer, „ist das fatal. Aber was noch viel schlimmer ist: Wie wir bei den drei Gegentoren verteidigt haben.“ Besser gesagt NICHT verteidigt haben. Nicht die Düsseldorfer (Trainer Funkel: „Ich bin natürlich überglücklich“) waren die Amateure in diesem Match, sondern die Münchner (Amateur heißt auf italienisch übrigens dilettanti) und Kovac erkannte: „So kann man in der Bundesliga nicht verteidigen“. Eigentlich nicht einmal in der Nicht-Bundesliga, bei den Amateuren.
Grund der Defensiv-Misere (17 Gegentreffer in 12 BL-Begegnungen) und speziell gegen die Fortuna? „Sorglosigeit und mangelnde Aufmerksamkeit“ – mancher Spieler. Und der Anteil des Coaches? „Individuelle Fehler kann kein Trainer der Welt verhindern.“ Wohl eine Botschaft dies an Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der zwar vor kurzem noch „bis zum letzten Blutstropfen“ für Kovac einzutreten gedachte – jetzt jedoch nach der Partie mit dem Hinweis auf ihn eintrat, dass er zwar am Dienstag gegen Benfica sicher der Trainer des FCB sei. Aber dass man anschließend besprechen müsse, wie es weitergehe.
„Es gibt kleine Fehler“, so Kovac, „und große Fehler. Und wir machen zur Zeit viele große Fehler.“ Dies sei jedoch „kein Motivations-, sondern ein Konzentrations-Problem.“ Wen er meinte, lag auf der Hand:
An allen drei Gegentreffern waren Süle und Boateng hochgradig beteiligt. Entweder hob der eine das Abseits auf und der andere reagierte zu schlafmützig – oder umgekehrt. Hoeneß sprach von „Slapstick“. Der kurz vor Schluss eingewechselte Hummels war dieses Mal ausnahmsweise vollkommen schuldlos. Was tun mit dem Innenverteidiger-Problem? Vielleicht sich an Pep Guardiola erinnern: Der stellte mal Kimmich und Alaba hinten in die Mitte. Zwar aus Verletzten-Nominierungs-Not – aber es funktionierte prima.
Am Dienstag geht es nun gegen Benfica Lissabon. Wieder in der Allianz Arena. Und Bayern muss nicht einmal siegen. Ein Remis genügt und man steht im Achtelfinale der Champions League. Doch gewiss ist bei dieser Mannschaft im Moment gar nichts. Das einzige, was beim FC Bayern in diesen Wochen sicher ist, ist die Unsicherheit. Sowie in Kürze der Kauf des von Düsseldorf beim FC Watford ausgeliehenen Stürmers Dodi Lukebakio. Denn der 21jährige Belgier mit kongolesischen Wurzeln erzielte am Samstag alle drei Treffer gegen die Bayern. Und wer derlei wagt, ist von Hoeneß und Co. noch immer mit einem Vertrag belohnt worden.
Jupp Suttner
DING (super): Dass Müller wieder müllert (zwei Treffer).
DANG (auch nicht schlecht): Dass Coman vielleicht vor Weihnachten noch wieder ins Team zurückkehrt.
DOOOOOONG (beruhigend): Dass man wenigstens den 5. Platz in der Tabelle halten konnte.
40474 Düsseldorf, Deutschland