Das letzte Geheimtraining der Bayern vor dem Match gegen Atlético war so geheim, dass nicht einmal die Spieler daran teil nehmen durften. So ein Kalauer aus FCB-Kreisen zur Taktik-Akribie des Pep Guardiola. Dennoch schälte sich aus diesem Übungsabschnitt etwas heraus: dass Juan Bernat, Medhi Benatia und Sebastian Rode nicht nur nicht spielen, sondern nicht einmal zum Kader gehören würden.
Und so saßen die drei beim Halbfinale Dahoam in den Reihen 21 und 22 des Blocks 105 der Haupttribüne. Natürlich in Bayern-Trainingsanzügen. Mit dem Schriftzug „Mia san mia“ am Kragen. Die sämtlichen Zuschauern zur Verfügung gestellten Ratschen im Bayern-Look entfalteten sie nicht. Doch als die Hardcore-Fans der Südtribüne an den Rest der Arena appellierten „Steh aaauf, wenn Du ein Bayyyyer bist…“ – erhob sich Rode als Erster von allen. Benatia hingegen blieb sitzen. Hätte sich aber vielleicht in die Senkrechte begeben, so der Gesang „Steh aaauf, wenn Du ein Röööömer bist“ gelautet hätte.
Grausam ist es, auf der Ersatzbank zu kauern statt zu kicken. Doch es existiert auf dieser Sitzfläche zumindest ein klein wenig Hoffnung, vom Coach noch in das Geschehen geworfen zu werden. Doch auf der Tribüne die Partie zu verfolgen? Weckt Depressionen. Denn die Botschaft lautet klar: „Heute gehörst DU – NICHT dazu.“
Dann das 1:0 für die Münchner. Rode und Bernat fallen sich in die Arme. Benatia ballt eine Jubelfaust.
1:1 – keine Regung bei den dreien.
2:1 – Rode brüllt „Jaaa!“, Benatia ballt erneut die Faust, längst ist auch Bernat aufgesprungen.
Schließlich der Schlusspfiff. Das Aus. Benatia verschwindet wie ein Blitz, Bernat und Rode verharren minutenlang wie versteinert und starren auf den Rasen hinab, wo der FC Bayern trotz des Ausscheidens via trotziger und zugleich tröstender Sprech-Chöre die wahre Liebe erfährt.
Irgendwann treten auch Rode und Bernat den Rückzug an. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. In diesem Fall vor dem Spiel am Samstag in Ingolstadt. Kleine Provinz statt große Welt. Da werden die drei von der Tribüne vermutlich wieder spielen. Um wenigstens den deutschen Meistertitel zu sichern.
Ein geheimstes Geheimtraining wird Guardiola hierfür nicht mehr auf ziehen.
Jupp Suttner
DING (super): Dass Bayern so kämpfte.
DANG (auch nicht schlecht): Dass „wir trotz des Ausscheidens stolz sein können“ (Pep Guardiola).
DOOOOOONG (beruhigend): „Dass wir heute zwar traurig sind“, so Pep am Mittwoch nach dem Match, „und dass wir morgen NOCH trauriger sein werden. Aber ab übermorgen sind wir bereit für Ingolstadt.“
FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.
(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)
Die aktuelle
FC Bayern-Kolumne
von Jupp Suttner
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