FC Bayern – BVB Dortmund 6:0 (5:0)
30.03.18
Da hatte der FC Bayern vor zwei Wochen in Leipzig absichtlich verloren – und warum? Um nach 18 Jahren Pause den Meistertitel endlich mal wieder dahoam, im eigenen Stadion, unter Dach und Fach zu bringen. Am besten mit einem 7:0 oder so gegen Dortmund. Eine wundervolle Vorstellung in den Träumen aller Mia san mia-Fans. Und dann? Dann spielte Schalke 04 den Spielverderber. Und siegte und siegte. So dass es auch 2018 nichts wurde mit einem Sackzumachen zu Hause.
Die Partie gegen den BVB geriet für den FCB damit in den Wichtigkeits-Rang einer Ostereiersuche.
Dass sie den Dortmundern dabei sechs Treffer ins Nest legten, war zwar hübsch anzusehen und Trainer Jupp Heynckes bezeichnete hinterher die ersten 25 Minuten als „Gala“, bei der „bei meiner Mannschaft der absolute Wille zu spüren war, dieses Spiel gewinnen zu wollen“.
Aber objektiv betrachtet lag die Überlegenheit der Bayern in erster Linie am gegnerischen Team, dessen Protagonisten so harmlos über den Platz schlenderten, als handele es sich um eine Waldorf-Gruppe beim Frühlingsausflug.
Auf zu zählen, in welchen Ligen alle diese Datschiburger Clubs auftraten, würde den Rahmen dieser kleinen Betrachtung sprengen. Aber sie traten das Leder sicher auch in der sogenannten S-Bahn-Liga. So bezeichnete kürzlich der Haindling-Schlagzeuger Peter Enderlein in der Münchner Abendzeitung die Regionalliga Bayern, in welcher sein Lieblingsverein 1860 München momentan beheimatet ist. (Die II. des FC Augsburg übrigens auch.) S-Bahn-Liga – der Begriff ist gleichfalls derart böse und witzig wie jener des FC Bayern-Sponsors von einst. Wobei ja auch die Bayern selbst bisweilen sich durchaus böse und dennoch witzig gebärden. So veröffentlichten sie in ihrem Bayern-Magazin an jener Stelle, an welcher stets Fotos von gewaltigen Triumphen abgedruckt werden (etwa, wenn Lahm im Konfetti-Regen einen gerade eroberten Pokal in die Höhe stemmt) folgendes Bild, gezogen über eine riesige Doppelseite: Die U 23-Mannschaft des FCB im Jubeltaumel – weil die Youngster eben 1860 München in der S-Bahn-Liga im Lokalderby bezwungen hatten. Ironie vom Feinsten.
1. Bundesliga, 2. und 3. Bundesliga, S-Bahn-Liga – es existieren jede Menge von Ligen im hiesigen Fußball. Etwa auch die Senioren-Liga (Fußballer über 32 Jahre), die Ehrenliga (über 50 Jahre), die Ü 60-Liga und nicht zu vergessen die zum momentanen November passende Grabstein-Liga. Doch dieser Begriff kursiert nur inoffiziell – für alle Fußballer, welche bereits die 70 überschritten haben.
Wer nun annimmt, dass der FC Augsburg in seinen grauen Trikots am Samstag gegen den FC Bayern aufgrund der deutlichen 0:3-Niederlage im Stile einer Graue Panther-Gruppe agierte – liegt übrigens völlig schief. Die Schwaben rannten wie die Hasen – doch immer stand irgendwo im Raum ein Igel des FC Bayern und leitete den Ball an einen anderen FCB-Igel weiter. Ein Mal Vidal (31. Minute) und zwei Mal Lewandowski (38. und 48.) verwandelten die individuelle technische Überlegenheit der Bayern-Akteure in zählbare Treffer.
Für die Münchner war es eine entspannte Vorbereitung auf das Dienstags-Viertelfinal-Champions League-Hinspiel in Sevilla. 5:0 führten sie bereits zur Halbzeit. Weshalb sie in den zweiten 45 Minuten nur noch im sogenannten JNN-Modus (Ja Nicht Verletzen) agierten. Und dennoch auch diese Halbzeit mit 1:0 gewannen.
„Schwebt die Mannschaft jetzt nach Sevilla?“, wurde Heynckes bei der Pressekonferenz von einem Reporter gefragt. „Nein, meine Spieler lassen sich nicht so sehr von diesem Sieg beeindrucken. Sie wissen, dass die Gegner in der Champions League ganz andere Kaliber sind. Und meine Mannschaft kann schon den Hebel umlegen, um gegen Sevilla – eine sehr disziplinierte und gute Mannschaft – zu punkten oder eine gute Ausgangsposition zu erreichen“.
„Ganz andere Kaliber“ als Dortmund – wer hätte gedacht, dass Heynckes derartige Verbal-Watschn verteilen kann. Aber die kriegen die Westfalen künftig auch aus dem eigenen Lager verabreicht – von Matthias Sammer, dem neuesten BVB-Transfer. „Ein guter Mann“, so Heynckes, „den kann Dortmund in der jetzigen Situation gut gebrauchen“.
Ob auch Trainer Stöger weiterhin gebraucht wird, erscheint nach dem München-Debakel hingegen unwahrscheinlich.
Was dem FC Bayern wiederum egal sein kann. Sie brauchen beim FC Augsburg am nächsten Samstag nur noch ein Remis – dann ist der Titel amtlich. Und dies dann wenigstens keine 500, sondern nur 50 km von München entfernt.
Fast dahoam
Jupp Suttner
DING (super): Dass Bayern nur noch 1 Punkt zur 28. Deutschen Meisterschaft fehlt.
DANG (auch nicht schlecht): Dass die Münchner nun genügend Selbstvertrauen gegen Sevilla besitzen.
DOOOOOONG (beruhigend): Dass man mit James und Thiago zwei in etwa gleichwertige Weltklassespieler im Mittelfeld besitzt.
FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.
(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)
Die aktuelle FC Bayern-Kolumne
von Jupp Suttner
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