FC Bayern – RB Leipzig
28. 10. 2017
4 : 1 (2 : 1)
Xabi Alonso kickte sowohl bei Real Madrid als auch bei Bayern München. Er konnte sich einen vergleichendes Urteil erlauben. Es lautete: „Bayern spielt Jazz – und Real Rock’n Roll.“
Wenn man nun auch zwischen dem FCB und RB Leipzig eine musikalische Einschätzung vorzunehmen wünscht, so könnte konstatiert werden:
Letzten Mittwoch, im Pokalfight, kickten elf Leipziger Teufelsgeiger – packend, flink, agil, mitreißend. Und zwar gegen einen FC Bayern, der einem feinen, eleganten Salonorchester ähnelte. Wem die Zukunft gehören würde, war deutlich zu erahnen.
Als die elf Rasenball-Musikanten freilich nur noch zu zehnt waren, konnten sie ihr Tempo nicht mehr halten. Und rund 70 Stunden später, auf bayerischem statt sächsischem Boden nun, waren sie nach Wlli Orbans Platzverweis in der 13. Minute zwar auch wieder rasch zu zehnt – doch es war bereits bis zu jenem Zeitpunkt deutlich zu sehen:
Nach dem Mittwochs-Match waren die Leipziger am Samstag zu einer Art müdem Kammerorchester mutiert, das zwar die Noten beherrschte, aber kein Feuer im Publikum zu entfachen vermochte. Verständlich. Denn nach einer unglücklichen Dolchstoßlegenden-Niederlage wie jener im Pokal am Mittwoch gerät nicht nur der 120 Minuten lang malträtierte Körper in einen Minus-Zustand – sondern ebenso stark die Seele. Sie vermag sich einfach nicht mehr aufzubäumen und sich dem Unheil entgegen zu stemmen.
Aus dem Samstags-Spiel deshalb den Schluss zu ziehen, RB Leipzig sei halt doch kein Gegner für den FC Bayern – wird nur wahren Toren in den Sinn geraten. Und die sitzen nicht beim FC Bayern. Dort wissen sie ganz genau, dass sie einen Neuaufbau zu vollziehen haben, um auch in Zukunft Mia san mia zu sein. Denn wahrlich „schnelle“ Leute, die auch erstklassig mit dem Ball umzugehen wissen, sind beim FCB rar gesät. Genau gesagt entspricht ausschließlich Coman diesem Anforderungsprofil. Denn weder ist der 2017er-Robben noch so wieselflink wie der etwas jüngere Arjen, noch ist der Jetzt-Alaba so unwiderstehlich in seinem Tempo wie einst der aufblühende David. Alle anderen Bayern-Kicker beziehen ihre Stärke aus einem überragenden individuellen TECHNISCHEM Können. Dies wird in Zukunft nicht mehr genügen.
Bayern liegt wieder an der Bundesliga-Spitze, ist im Pokal eine Runde weiter und kann sich am Dienstag bereits den Einzug ins Champions League-Achtelfinale sichern. Alles im Takt sozusagen. Doch um in den nächsten Jahren den Standard halten zu können, benötigen sie „Spieler“, um auf Alonsos Musikvergleich zurück zu kommen, wie den Violinisten Nigel Kennedy. Der mischte als Youngster die klassische Musikszene auf, indem er nicht nur Bach und Beethoven, sondern auch Jimi Hendrix und The Doors interpretierte. Ein junger Wilder auf Höchstniveau. Oder fürs Mittelfeld einen Bubi-Dirigenten wie Lorenzo Viotti, der diesen Sommer Salzburg (die Festspiele – NICHT den Fußballverein) auf den Kopf stellte.
Die Münchner sehen sich garantiert bereits eifrig nach einem „Kick-Kennedy“ oder „Fußball-Viotti“ um und beileibe nicht nach etwelchen Mick Jaggers oder Keith Richards.
Eine dringende Aufgabe, fürwahr.
Aber am Dienstag gegen Celtic Glasgow gilt es sich erst einmal mit Dudelsäcken herum zu schlagen.
Jupp Suttner
DING (super): Dass der FC Bayern wieder Tabellenführer ist..
DANG (auch nicht schlecht): Dass James genügend Ehrgeiz an den Tag legt, um zu demonstrieren, dass er doch eigentlich in die Stamm-Elf gehört.
DOOOOOONG (beruhigend): Dass Lewandowskis Verletzung keine monatelange Sache ist.
FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.
(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)
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von Jupp Suttner
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