Die FC Bayern-Kolumne von Jupp Suttner: DING DANG DONG – Nagelsmann lobt nach Bayern-Benfica Lewis Charakter

 JUPP SUTTNERs FC BAYERN-KOLUMNE:

FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.

(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)

 

FC Bayern-Benfica Lissabon 5:2 (2:1)

 

NAGELSMANN LOBT LEWANDOWSKIS

CHARAKTER  – UND NENNT IHN DEN

BESTEN MITTELSTÜRMER DER WELT

 

Beginnen wir dieses Mal doch gleich mit dem, was stets am Schluss steht – dem DingDangDong. Also:

 

DING (super): Dass Arjen Robben zwei Tore wie ein Junger schießt.

 

DANG (auch nicht schlecht): Dass eine Doppel-Sechs Kimmich/Goretzka zumindest in diesem Spiel mal gut funktioniert hat.

 

DOOOOONG (beruhigend): Dass der FC Bayern 2019 noch in beiden Pokalwettbewerben (CL und DFB) vertreten ist.

 

Oh, Sorry, da ist jetzt blöderweise das DDD von vor drei Jahren ‚reingerutscht – vom November 2018, als der FC Bayern in der Allianz Arena 5:1 gegen Benfica Lissabon siegte. Also – Scherzchen, Scherzchen. Aber ist ja ganz nett, diese Feststellungen von einst wieder mal zu lesen. Nichtsdestotrotz nun in die Gegenwart – in das FCB-Lisboa-Duell 2021. Bitte sehr:

 

Dieses Kribbeln im Kabinengang, bevor es auf den Rasen gehe, gestand Julian Nagelsmann am Dienstagabend kurz vor Mitternacht im Presseraum, sei schon irgendwie unvergleichlich. Wenn man dort im Tunnel bemerke, „dass die Jungs Bock haben, zu gewinnen – das macht schon Spaß.“ Und: „Fußball im Fernsehen ist ja ganz schön – aber vier Spiele: das hat gereicht.“ Wobei er das Gefühl habe, dass das Team durchaus erfreut über seine Rückkehr gewesen sei – und ihm zeigen wollte, was es drauf habe.

 

Und WAS es drauf hatte! Die Bayern agierten in ihrem Drang nach vorne derart kreativ – als würden ihre Spielfluss-Ideen einem Füllhorn entspringen. „Das war heute sicher eines unserer besten Spiele“, so Nagelsmann, „wenn auch mit kleinen Makeln“. Den beiden Gegentoren. 5:2 wie letzten Samstag bereits gegen Union Berlin – das Gladbach-Pokal-Debakel scheint tatsächlich überwunden.

 

Auch beim Publikum. Als Buona Sarr in der 89. Minute mittels eines umwerfenden Sprints gerade noch einen Ball vor dem Aus erwischte – erntete er tobenden Applaus, als sei ihm eben der alles entscheidende Siegestreffer geglückt. Die 50.000 Menschen auf den Rängen waren einfach glücklich und dankbar, wieder mal eine Europa-Nacht im besten FCB-Stil direkt vor Ort erlebt zu haben.

 

Wobei die Nagelsmänner neben ihren fünf Treffern noch Chancen im Dutzend verscherbelten. Zum Beispiel einen Elfmeter durch Lewandowski. Doch der Goalgetter erzielte dafür in seinem 100. Champions League-Einsatz drei andere Tore in der 26., 61. und 84. Minute – in brillantester Manier. „Man reduziert ihn oftmals auf seine Tore“, so Nagelsmann, „aber wenn man seine Spielfreude sieht in den letzten dreißig Minuten“, dieses Sichnichtzufriedengeben mit dem bereits Erreichten, also bereits zwei erzielten Einschüssen, „DAS ist sein Charakterzug“.

 

Wie ein Vergleich mit Messi und Ronaldo ausfalle, fragte ein Reporter. „Schwer zu sagen, das sind drei so unterschiedliche Typen. Ich kenne die beiden anderen nur aus dem Fernsehen – Lewi kenne ich persönlich auch menschlich als guten Typen.“ Der noch weit länger der beste Mittelstürmer der Welt bleiben werde – und der so erfahren und selbstbewusst sei, dass es ihn nicht jucke, wenn da irgendwo „Haaland for Bayern“ aufs Tablet (früher: Tablett) gebracht werde.

 

Benfica wiederum gab „eine gute und schlagkräftige Mannschaft – mit vielen Zocker-Typen.“ Und war dennoch wieder mal (9. Bayernsieg in 12 Begegnungen bei drei Remis) chancenlos gegen die Münchner, deren weitere Tore Gnabry mit Absatz-Kick (32. Minute) und Sané (48., gleichfalls akrobatisch) erzielten. Die große Frage lautet nun:

 

Wird der SC Freiburg am Samstag in München beim Bundesliga-Spitzenspiel 1. gegen 3. benficanisch oder badisch abgezockte Typen in das Match schicken? Die Partie dürfte sich für die Münchner als schwierigere Aufgabe erweisen als die Champions League-Begegnung dieser Woche. Zumal reichlich bekannt ist: dass normalerweise beim FCB nach einem glanzvollen CL-Abend oftmals ein Tagsüber-Alltags-Gurkenspiel folgt. Die Freiburger Zuschauer jedenfalls haben letzten Samstag nach Spielschluss und Sieg in ihrem neuen Stadion bereits gesungen:

 

„Ziiiieht den Bayern die Lederhosen aus…“

 

Am Dienstag hatten sie sie fast unausziehbar an.

 

Jupp Suttner

 

 

DING (super): Dass Bayern das beste Champions League-Match der bisherigen Saison hinlegte.

 

DANG (auch nicht schlecht): Dass Sané immer besser und besser und besser wird..

 

DOOOOONG (beruhigend): Dass Lewandowski tatsächlich auch nur ein Mensch ist, der einen Elfer verschießen kann – und sich dies aber vermutlich bei den nächsten 100 Strafstößen nicht mehr wiederholen wird.

 

Und hier noch der „Spielbericht“ von damals (siehe DingDangDong gleich zu Textbeginn) vom November 2018 (falls jemand nach etwas Nostalgie zumute ist : – )

 

 

FC Bayern-Benfica Lissabon 5:1 (3:0)

 

WAS HAT NIKO KOVAC MIT CR7 UND NEYMAR GEMEINSAM?

 

Für Neymar, Messi, CR7 und Ibra ist dies Alltag. Dass sich alles um sie dreht. Um sie, um sie, um sie. Und um niemand sonst. Alle anderen bilden die Staffage.

 

Seit Dienstag weiß Niko Kovac, wie sich das anfühlt. Eine ganze Stadt kannte kein anderes Thema als ihn. Egal, in welchen Münchner Radiosender (Bayern 1: „Tatarata – das Schicksalsspiel des Niko Kovac!!!!“) man geriet oder welche Schlagzeile einem entgegenbellte – alle verkündeten in einer Mischung aus hechelnder Sensationsgier einerseits und angehaltenem Atem andererseits: dass es um den Kopf von Niko Kovac geht. Es würde am Abend nicht um Bayern oder Benfica oder um ein 4-3-3 oder 4-1-4-1 gehen, sondern einzig um: Kovac. Und seine Zukunft. Und wie das Gerichtsurteil nach dem Benfica-Match wohl lauten würde: Vorerst mal Halbverurteilung auf Bewährung? Oder Verbannung vom FC Bayern?

Egal, ob Cafès oder Kantinen, ob U-Bahnen oder Tankstellenstehtischchen – überall die gleiche Frage: Wird er dieses Spiel überleben?

 

Welch’ Gefühl es sein muss, festzustellen, dass eine Millionen-Meute von Menschen Anteil an der eigenen Karriere nimmt, kann nur erahnt werden. Vielleicht muss man es sich so vorstellen:

 

Buchhalter Müllermaier, am Kopierer stehend, hört aus dem nächsten Kabuff, wie sie darüber sprechen, dass er gefeuert werden wird und wer wohl als sein Nachfolger die freie Stelle besetzt: Der Huber vielleicht? Der Burger? Der Wurzlpfrumpft?

 

Buchhalter Müllermaier muss sich wähnen, in ein Kafka-Stück geraten zu sein.

 

Wie Kovac. Noch ist er im Amt an diesem Dienstag – und schon diskutieren alle bereits seinen Nachfolger: Wenger oder Conte oder Zidane? Hasenhüttl oder Happel oder Herberger? Eine Stadt sucht ihren Trainer. Fritz Lang hätte ein Schwarzweiß-Drama daraus gemacht.

 

Aber:

 

Am Abend dann gewinnt Kovac 5:1. „Jetzt wird es schwer für ihn, ihn zu entlassen“, lächelt ein Journalist kurz vor der Fastmitternachts-Pressekonferenz. Schwer für Hoeneß, den Präsidenten. Zumal Kovac ja einen Schachzug anwandte, dem er auch eine Zukunft gibt: Mit zwei Sechsern (Kimmich und Goretzka) die Mitte besser abzusichern. Wobei Neuer noch einen konzentrierten Libero gab. „Das war eine gute Idee“, betrieb Kovac hinterher Werbung für sich selbst und hoffte, „dass die Spieler merken, dass das, was wir ihnen an die Hand geben, Sinn macht.“ Offensichtlich merkten sie es bisher nicht.

 

„Es klingt vielleicht etwas merkwürdig“, so Kovac, „aber wenn wir gegen Große spielen, sehe ich, dass die Mannschaft es kann. Aber gegen die in Anführungszeichen „Kleinen“ glaubt man vielleicht, dass es mit halber Kraft geht. Ich hoffe, dass das heute ein Befreiungsschlag war.“ Und er ist sich sicher: „Das Vertrauen ist da und ich gehe davon aus, dass dies auch weiterhin Bestand haben wird.“ Das Vertrauen der Klubführung. „Natürlich spricht man darüber, dass die Bundesliga…“ Er stockt. „… der springende Punkt ist…“

 

Aber es gibt ja auch die Champions League – und nun dieses 5:1. Bei welchem  Hoeneß beobachtet haben wird, dass sein fast schon persönlicher Schützling Franck Ribéry,nachdem er den letzten Treffer des Abends erzielt hatte, bei der Auswechslung Kovac umarmte, als sei jener sein Bruder.

 

Nichts lenkt so sehr von Job-Sorgen ab wie ein Fußballspiel. Nie traf dies in Kovac’ Laufbahn so zu wie am Dienstagabend. Doch nun kommt der Samstag – die Bundesliga. Dieser springende Punkt. „Sehen Sie, Herr Kovac“, fragte kicker-Chefreporter-Legende Carlo Wild den Coach, „Werder Bremen nun als GROSSEN oder als KLEINEN?“

 

„Für MICH“, so Kovac, „ist Werder Bremen eine GROSSE Mannschaft.“

 

Jupp Suttner

 

 

DING (super): Dass Arjen Robben zwei Tore wie ein Junger schießt.

 

DANG (auch nicht schlecht): Dass eine Doppel-Sechs Kimmich/Goretzka zumindest in diesem Spiel mal gut funktioniert hat.

 

DOOOOONG (beruhigend): Dass der FC Bayern 2019 noch in beiden Pokalwettbewerben (CL und DFB) vertreten ist.

 

 

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