Weder mit Glanz & Gloria – Noch mit Glamour & Glitzer

FCB gegen FCA – das hört sich an, als spiele hier ein B-Team gegen ein A-Team. Dabei ist es doch genau umgekehrt: Jene mit dem B sind stets vornedran und jene mit dem A stets hintendran.

“FUSSBALL IST DING, DANG, DONG. ES GIBT NICHT NUR DING.”

(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)

Die aktuelle FC Bayern-Kolumne
von Jupp Suttner

FC Bayern – FC Augsburg | 2:0 (0:0)

08.03.2020, München, Allianz Arena

Aus B(ayern)-Sicht mag es deshalb als geradezu unverschämt empfunden werden, dass da ein gewissermaßen A(mateur) aus Augsburg sich alphabetisch vor ihnen platziert. Derlei, mögen sie in München zürnen, dürfte eigentlich niemand, NIE-MAND, wagen. Weshalb sie demnächst die A(ugsburger) bitten werden, sich doch gefälligst in FCD (wie Datschiburger) umzubenennen. Keine Probleme seitens der Bayern haben hingegen die beiden weiteren FCs in der Bundesliga zu befürchten: FCK(öln) tummelt sich buchstäblich weit hinter dem B und der FC Sch (Schalke) sowieso.

Auf alle Fälle: Wenn nun wie am Sonntagnachmittag der FCB in der A(llianz) A(rena) gegen den FCD antritt, dann wissen erfahrene Reporter bereits vorher, wie sie dieses Match hinterher bezeichnen werden:

Als „Arbeitssieg“, „schmuckloser Sieg“, „glanzloser Sieg“, „mühsamer Sieg“, „Pflicht-Sieg“, notfalls als „dreckiger Sieg“. Auf alle Fälle als Sieg. Einen ohne Glanz und Gloria. Denn gegen die Augsburger haben die Münchner so gut wie nie mit Glamour und Glitzer gewonnen, sondern oftmals eher ächzend. Und exakt so verhielt es sich auch dieses Mal:

Nur eine einzige Chance in der 1. Spielhälfte – dafür in der 2. dann bald das 1:0 durch Thomas Müller (53.), gefolgt von drei hochkarätigen Chancen zum 2:0 sowie anschließend zwei Augsburger Möglichkeiten zum 1:1. Doch das einzige, was real noch folgte, war das 2:0 durch Goretzka in der 91. Minute. Drei Punkte für die Bayern, Mund abwischen, weiter geht’s, nunmehr mit schon vier Zählern Vorsprung in der Tabelle (vor Dortmund, das in Gladbach siegte, während das jetzt Drittplatzierte Leipzig nur ein Remis beim VfL Wolfsburg schaffte).

Dass Thomas Müller in wirklich fabelhafter Manier der vorentscheidende Treffer gelang, passte gut zur Tatsache, dass er an diesem Tag sein 343. Ligaspiel bestritt, damit

Bastian Schweinsteiger (342)

überholte und als 8.-Platzierter dieser FCB-Ewigkeits-Tabelle nur noch 84 Partien von Namensvetter

Gerd Müller

entfernt liegt, der in diesem Ranking 3. hinter

Sepp Maier (473 Matches)

und

Oliver Kahn (429)

ist, gefolgt von

Katsche Schwarzenbeck (416),

Klaus Augenthaler (404),

Franz Beckenbauer (396)

und

Bernd Dürnberger (375).

Und was die Ewigkeit betrifft – der FCB trat zu dieser Partie zu Ehren des 120. Vereins-Geburtstags in Trikots namens „Wiener Modell“ an, in welchen sie den ersten deutschern Meistertitel ihrer Historie holten, 1932. Vielleicht trägt Joshua Kimmich DESHALB die Rückennummer 32 beim FCB.

Natürlich gibt es dieses Retro-Trikot auch zu kaufen, sieht jedoch kläglich nüchtern und schmucklos aus im Vergleich zu den tatsächlichen Kreationen von damals (2,90 bis 3,15 Reichsmark), die noch am Kragen geschnürt wurden. In einem Vergleich zwischen dem Pracht-Trikot von 1932 und dem jetzigen Retro-Modell von 2020 (89,95 Euro) muss leider konstatiert werden, dass es sich bei Jetzt-Ausgabe um ein ausgesprochen schmuckloses Arbeitssieg-Pflicht-Trikot handelt, bei dem keine Liebe am Design zu erkennen ist, sondern lediglich die Liebe zur Umsatzerhöhung des Merchandisings. Mit den neuen Fasern auf altes Trikot zu machen – bringt es, so unsere Stilkritik, einfach nicht.

Dann schon lieber ins Museum der Bayern-Welt in der Allianz Arena gehen, sich das Original ansehen – und es liebevoll zu Hause nachschneidern.

Jupp Suttner

DING (super): Dass die Bayern auch im Schongang gegen Augsburg gewinnen können.

DANG (auch nicht schlecht): Dass sogar Franz Beckenbauer 1965 noch im 1932er-Trikot-Stil beim FCB spielte!

DOOOOOONG (beruhigend): Dass der FC Bayern nun bereits vier Punkte Vorsprung in der Tabelle besitzt.

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