Rudi Völler sagte einst: „Zu 50 Prozent stehen wir im Viertelfinale. Aber die halbe Miete ist das noch lange nicht.“ Zu wie viel Prozent nun steht der FC Bayern im Halbfinale? Vielleicht zur viertel Miete? Oder doch schon zu drei Viertel? Denn immerhin haben sie bei ihrem 1:0-Erfolg über Benfica kein Gegentor zu gelassen, was bedeutet: Wenn die Münchner beim Rückspiel in Lissabon nur einen einzigen Treffer schaffen, müssen die Portugiesen bereits deren drei erzielen.
Aber Rückspiele liefen schon oftmals Amok. Sie sind unberechenbar. Im Grunde beginnt ein Champions League-K.o.-Match IMMER erst mit dem Rückspiel. Das Hinspiel ist nichts anderes als die erste Halbzeit. Oder das gleiche wie ein Skispringen in der Nordischen Kombination. Anschließend muss noch gelaufen werden. Und wie! Es wird vermutlich wieder mal eine dramatische Angelegenheit werden am westlichsten Ufer Europas.
Das Hinspiel hingegen war zwar weder fad noch Fado. Aber bisweilen weder Fisch noch Fleisch. Die Münchner verwalteten mehr ihren Treffer nach 110 Sekunden durch Vidal als dass sie durch einen irrwitzigen Sturmlauf zu erhöhen gedachten. Und die Portugiesen gaben sich bereits früh mit einem 0:1 als Basis-Resultat zufrieden, sanken in den letzten 15 Minuten reihenweise zu Boden, um Zeit zu gewinnen. Doch auch Costa und Müller bei den Bayern gingen bei ihren Auswechslungen extrem gemächlich vom Platz statt wenigstens den Anschein eines Eiligseins zu erwecken.
Zwischendurch erinnerte die Partie an jene Phasen eines Matches, da eine Verlängerung bevor steht und man kein wirkliches Risiko mehr eingehen möchte. Und das Rückspiel in Lissabon IST ja sozusagen eine Verlängerung. Bei der es durchaus in die Verlängerung gehen kann.
„Wer ist nun der Favorit?“, fragte ein portugiesischer Reporter bei der Pressekonferenz in der Allianz Arena Bayern-Trainer Pep Guardiola. Der schüttelte etwas missmutig den kahlen Kopf. „Ich spreche“, sprach er dann auf Spanisch, „nicht gerne über den Begriff Favorit. Dieses Wort bezieht sich zu sehr auf die Vergangenheit.“ Doch es gehe immer nur – und auch in diesem Fall – um das Spiel, das zu spielen sei.
„Jedenfalls kennen wir uns jetzt beide besser als vor dem heutigen Abend.“ Wobei er selbst natürlich bereits vorher eingehende Erkenntnisse über Benfica gewonnen hatte. „Fünf bis sechs Spiele von ihnen habe ich mir angesehen.“ Im Gegensatz zu unsereins: „In Deutschland“, sagte er auf Deutsch, „sie sehen nie die Portugies Liga. Aber ich habe gesehen und war beeindruckt. Sie verlagern das Spiel sehr gut und es ist nicht einfach, sie zu kontrollieren. Aber wir haben es – mit Ausnahme der Standardsituationen – geschafft. Das mit den Standards erschwert einem natürlich das Leben.“
Dennoch gelte:
„Wir werden dort hin fahren, um zu gewinnen und zwei oder drei Tore zu schießen.“
Statt sich hinten rein zu stellen und das 1:0 zu verteidigen.
Wie Herberguardiola schon sagte: Nach dem Hinspiel ist vor dem Rückspiel.
Und wenn nächsten Mittwoch jenes Rückspiel beginnt – gibt es kein Zurück mehr.
Sondern am Ende nur noch einen Sieger.
Der hat dann die GANZE Miete.
Jupp Suttner
DING (super): Dass Bayern zu null spielte.
DANG (auch nicht schlecht): Dass mit Martinez der stärkste Kopfballspieler der Bundesliga zumindest teilweise wieder mit wirken kann.
DOOOOOONG (beruhigend): Dass Vidal gerade in jenen Monaten jetzt, da es ganz besonders darauf an kommt, zu Bestform auf läuft.
FUSSBALL IST DING, DANG, DONG.
ES GIBT NICHT NUR DING.
(Kick-Philosophie des einstigen FC Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni)
Die aktuelle
FC Bayern-Kolumne
von Jupp Suttner
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